Praxisfälle

ERNÄHRUNGS BERATUNG

 

BELLOS LIEBLINGSFUTTER UND SCHNURRLIS SCHLEMMERMENUE

oder

ERNÄHRUNGS BERATUNG FÜR HUND UND KATZE

 

Auf der Suche nach einem geeigneten Futter für unsere Hunde und Katzen haben wir heutzutage unendlich viele Möglichkeiten. Zu viele Möglichkeiten. Schon in normalen Lebensmittelläden gibt es eine grosse Auswahl an verschiedenen Tierfuttermitteln. Bei spezialisierten Tierbedarfsläden natürlich noch mehr. Und dann die Auswahl im Internet. Wie sollen wir da die richtige Entscheidung treffen, welches Futter für unsere Fellnasen geeignet ist?

Was ist das Beste für mein Tier? Viele fertig erhältliche Futtermittel sind tatsächlich für die meisten Tiere geeignet. Wichtig ist dabei natürlich, auf die grundlegenden Bedürfnisse von Hund und Katze zu achten. Einen Bernhardiner Welpen mit einem Senior Futter für Katzen gross zu ziehen, macht natürlich keinen Sinn. Hund und Katze haben so oder so unterschiedliche Bedürfnisse. Auch die verschiedenen Lebensphasen müssen beachtet werden. Ist das Tier trächtig oder hat es Junge? Ist es ein Hund, der sportlich bewegt wird? Eine Katze, die zu Übergewicht neigt? All das muss auch berücksichtigt werden.

Kommt noch ein Leiden hinzu, muss man der Ernährung noch grössere Aufmerksamkeit schenken, damit es Hund und Katze weiterhin recht gut geht.

Zu Fragen rund um die Ernährung von Hund und Katze gibt Ihnen gerne Frau Dr. Auernhammer Auskunft. Sie hat Ende 2021 erfolgreich die Ausbildung zur Tierernährungs Beraterin der SKG von Hund und Katze absolviert.

 

HÜFTGELENKSLUXATION EINER KATZE

 

GLÜCK IM UNGLÜCK

Als Rocky am Morgen nicht wie üblich Zuhause war, hatte seine Familie ein etwas mulmiges Gefühl. Gross war die Erleichterung, als er gegen Mittag endlich heimkam und insgesamt fit wirkte. Allerdings belastete er sein rechtes Hinterbein kaum. Als die Lahmheit anhielt, wurde Rockys  Familie mit ihm  bei uns in der Praxis vorstellig. Ein erstes Abtasten liess vermuten,  dass er sich die Hüfte ausgekugelt hatte. Ein Röntgenbild bestätigte diese Verdachtsdiagnose.

Vermutlich hatte Rocky einen (Auto)Unfall. Beim Aufprall wurde der Hüftgelenkskopf aus der Gelenkpfanne geschoben. Da es kaum möglich ist, den Hüftgelenkskopf dauerhaft wieder einzurenken, ist in den meisten Fällen eine Operation das Mittel der Wahl. Bei Katzen und Hunden bis 15 Kilogramm ist dies dann in der Regel die sogenannte Femurkopfresektion. Dabei werden Oberschenkelhals und Oberschenkelkopf entfernt. Danach bildet der Körper anstelle des ursprünglichen Hüftgelenks ein Pseudogelenk, welches vor allem aus Narbengewebe gebildet wird. Die Patienten erlangen danach wieder eine gute Beweglichkeit der Hüfte und können nach einer angemessenen Heilungszeit ihr Bein wieder normal belasten und schmerzfrei durchs Leben gehen.

Nur einen Tag nach der Diagnose lag Rocky schon auf dem Operationstisch des Chirurgen, zu dem wir ihn überwiesen hatten. Schon am gleichen Tag durfte er wieder heim. Sobald alles gut verheilt ist, darf er sich hoffentlich noch eines langen und glücklichen Katzenlebens erfreuen. Dafür drücken wir ihm fest die Daumen.

EIN LEBEN OHNE MOPS IST MÖGLICH, ABER SINNLOS (Loriot)

 

Mops, Französische Bulldogge, Chihuahua, Dackel, Nacktkatzen, Perserkatzen, Faltohrkatzen…. Die Liste lässt sich ohne Probleme weiter fortsetzen. Was haben diese Tiere gemeinsam? Ganz bestimmt, dass sie von „ihren“ Menschen sehr geliebt werden. Und dass ganz viele von ihnen Probleme in ihrem tierischen Alltag haben, welche sie nicht hätten, wenn der Mensch nicht beschlossen hätte, Tiere nach seinem Gefallen zu züchten.

Wer kennt nicht den quirligen Mops, der fröhlich mit dem Hinterteil wackelnd und leicht röchelnd auf dem Spaziergang unterwegs ist? Oder den winzigen Chihuahua, der mit seinen Glubschaugen die Welt aus seiner Tragetasche von oben herab beobachtet? Den Perser mit seinem seidigen, langen oder vielleicht auch  verfilzten Fell, dessen Nase fast zwischen den Augen sitzt?  Den Dackel mit dem süssen Dackelblick, der auf kurzen, krummen Beinen und einem scheinbar ewig langen Rücken daherdackelt?

Atemwegsprobleme, Hautentzündungen, Augenverletzungen, Bandscheibenvorfälle sind die auffälligsten Krankheitsbilder, an denen diese Tiere leiden.  Auch diese Liste lässt sich ohne Probleme weiter fortsetzen…!

Der Mensch hat sich vielerlei Tierarten so  zurecht gezüchtet, dass sie vor allem dem Auge des Betrachters gefallen. Viele gesundheitliche Aspekte wurden dabei ausser Acht gelassen. Es gibt dafür keine andere Bezeichnung als Qualzucht.

Bei der Qualzucht duldet und fördert der Mensch sogar Merkmale,  die mit SchmerzenLeidenSchäden oder Verhaltensstörungen für die Tiere verbunden sind.

Laut Schweizerischem Tierschutzgesetz ist es ausdrücklich verboten,  Tiere zu züchten, wenn durch das Zuchtziel bedingte oder damit verbundene Schmerzen, Leiden, Schäden oder Verhaltensstörungen verursacht werden.

Als Beispiel sei da der von Loriot zitierte Mops erwähnt. Das flache Gesicht eines Mopses sieht niedlich aus. Dass der Hund deswegen massive Atemprobleme hat, wurde über Jahrzehnte in Kauf genommen.

In den letzten Jahren haben verschiedene Tierschutz Organisationen diesen Qualzuchten den Kampf angesagt. Was aber über Jahre an Schäden an den Tieren heran gezüchtet wurde, kann nicht so schnell wieder rückgängig gemacht werden. Vorsichtig müssen mit der Zucht wieder längere Nasen, weniger Hautfalten, kürzere Rücken geformt werden. Und dabei darf das gute Wesen, der anständige Charakter des Tieres nicht vergessen gehen!

Um Loriots Aussage etwas allgemeiner zu formulieren: unsere geliebten Haustiere sind ein wichtiger Teil unseres Alltags. Aber gesund, das sollen unsere Tiere bitte sein dürfen. Oder allmählich wieder werden.

 

  • Beinbruch bei der Ziege
  • Beinbruch bei der Ziege 2
  • Beinbruch bei der Ziege 3

Beinbruch bei der Ziege

 

Die Pfauenziege Nele hat sich auf der Alp das Hinterbein gebrochen und wurde daraufhin bei uns in der Praxis vorstellig. Schon beim Abtasten der linken Hintergliedmasse wurde klar, dass es sich um einen Bruch des Metatarsus (Mittelfussknochen) handelte. Zur genaueren Beurteilung wurde die Patientin sediert und das Bein geröntgt (Abbildung 1). Es zeigte sich ein glatter Durchbruch, der konservativ mit einem Gips stabilisiert wurde.

Wichtig war dabei das Gelenk ober und unterhalb des Bruchs zu immobilisieren. Mit farbigem Gips und einer begleitenden Schmerztherapie durfte Nele wieder zurück in den Stall.

Sie hat sich nach kurzer Eingewöhnung mit dem Gips arrangiert und behielt ihn ganze 7 Wochen. In dieser Zeit wurden zwei Kontrollröntgen (Abbildung 2) angefertigt, um den Heilungsverlauf zu Überwachen und den Gips genau zum richtigen Zeitpunkt zu entfernen. Das Bein wurde dann weitere zwei Wochen mit einer Schiene unterstützt, bevor es wieder voll belastet werden konnte. Ein Gips kann eine einfache und kostengünstige Variante bei Knochenbrüchen sein, bedarf aber einer intensiven und genauen Überwachung des Tieres durch den Besitzer und regelmässigen tierärztlichen Kontrollen.

Struvit bei der Katze

 

Vor einigen Wochen wurde ein Besitzer mit seinem Kater bei uns vorstellig, da dieser blutigen Urin ins Kistchen abgesetzt hatte. Dem Kater ging es aber sonst gut und er war wohlauf.

Eine erste, allgemeine Untersuchung ergab keine Auffälligkeiten. Wir entnahmen dem Kater Urin direkt aus der Harnblase und untersuchten diesen bei uns im Labor. Die Ergebnisse bestätigten das Blut im Urin. Ausserdem fanden wir eine grosse Menge Struvit Kristalle bei der mikroskopischen Untersuchung. Damit war klar, was zum blutigen Urin bei dem Kater geführt hatte. Eine andere Bezeichnung für Struvit ist Harngriess. Und dieser Griess hatte in diesem Fall die Blasenwand aufgerieben, bis sie blutete.

Struvit kann jede Katze haben. Betroffen sind v.a. männliche, übergewichtige Katzen, die zu wenig Bewegung haben. In diesem Fall traf einzig zu, dass es ein Kater ist. Was für ein Glück, dass er das Kistchen benutzt und dem Besitzer so der blutige Urin aufgefallen ist. Im schlimmsten Fall kann nämlich der Harngriess in die Harnröhre geschwemmt werden und dort zu einer Verstopfung führen. Die Katze kann dann keinen Urin mehr absetzen. Die Blase füllt sich aber weiterhin und der Urin staut sich in die Niere zurück. Ein lebensbedrohlicher Zustand, der ohne Behandlung zum Tod des Tieres führen kann.  

In diesem Fall ging es dem Kater gut. Die Therapie hatte hier zum Ziel, dass sich die Struvit Kristalle auflösen. Und mit dem richtigen Spezialfutter ist das in der Regel innerhalb von sechs Wochen der Fall. Der Kater wurde mit dem entsprechenden Futter entlassen. Der Besitzer bekam die Anweisung, ausschliesslich dieses Futter zu füttern.

Ein weiterer häufiger Harnstein bei der Katze ist aus Calcium Oxalat. Leider ist da eine Operation unumgänglich, um die Steine aus der Harnblase zu entfernen, da sich die Steine nicht mit Spezialfutter auflösen lassen. Nach der Operation kann man mit einem Spezialfutter einer Neubildung von Calcium Oxalat Steinen vorbeugen.

Falls es dem Kater in unserem Fall nicht gut gehen sollte, müsste sich der Besitzer umgehend bei uns melden. Dann könnte es immer noch sein, dass Griess in die Harnröhre geschwemmt wurde und dennoch zu einem Notfall führt. In sechs Wochen sollte der Urin nochmal untersucht werden, um sicher zu sein, dass sich die Struvit Kristalle aufgelöst haben.

Alles ist gut verlaufen und der Kater ist wieder gesund. Allerdings wird er lebenslänglich ein Spezialfutter fressen müssen. Wichtig für unsere Katzenbesitzer zu wissen, ist folgendes: Hat  eine Katze Mühe beim Urin Absetzen, ist es ein Notfall. Eine Blasenreizung, egal welche Ursache sie hat,  ist immer unangenehm und schmerzhaft und bedarf einer angemessenen Therapie, damit es dem Patienten bald wieder besser geht. Und falls tatsächlich wegen abgeschwemmter Kristalle kein Harnabsatz möglich ist, kann das lebensbedrohlich sein.

 

Akupunktur bei Hund mit idiopathischer Fazialis Lähmung

Bei Sina, einer 5 jährigen Golden Retriever Hündin, die im Oktober 18 zu uns in die Sprechstunde kam, wurde eine Lähmung des 7. Gehirnnervs (N. Fazialis) unbekannten Ursprungs diagnostiziert. Die Lähmungserscheinungen im Gesicht (einseitig aufgerümpfte Lefze mit übermässigem Speichelfluss, Reflexe fehlend, herabhängendes Ohr) gingen innerhalb 4 Wochen kaum zurück, das Speicheln war immer noch fast gleich wie zu Beginn der Erkrankung, das Auge konnte immer noch nicht geschlossen werden und die linke Seite der Leftze blieb dauerhaft gerümpft. Auch das linke Ohr konnte sie nur wenig bewegen. Der Wunsch der Besitzerin war, den Heilungsprozess mit Akupunktur zu unterstützen.

Anders als in der westlichen Medizin wird in der chinesischen Medizin eine ganzheitliche, sehr umfassende Krankengeschichte erfasst und die Diagnose gezielt auf jeden einzelnen Patienten gestellt.

Sina zeigte chinesisch deutliche Wind-und Hitzesymptome von äusserem Einfluss (äussere Wind Hitze), aber unterliegend auch einen Herz Yin Mangel, der sich in unruhigem Nachtschlaf, Ängstlichkeit und Mühe mit dem Alleinsein, äusserte.

Mittels setzen von Akupunkturnadeln an ausgewählten Punkten zwei Mal pro Woche reduzierte sich der Speichelfluss bereits nach der ersten Behandlung erheblich, auch schlief Sina nachts wieder viel ruhiger und tiefer. Bereits nach der zweiten Akupunktursitzung speichelte Sina gar nicht mehr, das Ohr konnte sie wieder besser bewegen, der fehlende Lidschluss war jedoch unverändert.

Nach der vierten Behandlung konnte sie das Auge wieder fast vollständig schliessen, das Ohrspiel war wieder intakt und das Speicheln weg. Einzig die seitlich aufgerümpfte Lefze verschwand auch nach einer fünften und sechsten Sitzung nicht vollständig.

Dies ist nur ein Beispiel für die vielseitig erfolgreiche Anwendung der Akupunktur in der Tiermedizin. Weitere gute Erfolge erzielt man mittels chinesischer Medizin auch bei Schmerzen div. Ursprungs, Inkontinenz, Hautproblemen, Neurologischen Problemen wie Epilepsie usw.

Dr. med. vet. Fabienne Ott, Dipl. IVAS

AG für Tiergesundheit Gunzwil

Harninkontinenz erfolgreich behandelt mit Akupunktur

Im Januar 2018 kam Lucy, eine 13 Monate alte, kastrierte Bolonkahündin zu uns in die Sprechstunde wegen Harninkontinenz. Die Hündin wurde zuvor von ihrem behandelnden Tierarzt auf mögliche medizinische Ursachen der Inkontinenz (Missbildungen, Entzündungen etc) vollumfänglich abgeklärt, ohne eine Ursache zu finden.

Lucy kam im Alter von 8 Wochen zu einer Familie mit kleinen Kindern, wurde dann im Alter von 13 Wochen zu ihrer jetzigen Familie umplatziert und hat schon zu Beginn tagsüber immer gerade dort uriniert, wo sie sich gerade befand. Dies wurde auch mit regelmässig angesetzten Spaziergängen nicht besser. In der Nacht konnte sie den Urin jedoch problemlos halten.

Lucy wurde im Juni 2017, also mit 7 Monaten, nach der ersten Läufigkeit, kastriert. Zwei Wochen vor dem ersten Akupunkturtermin hat Lucy dann auch während der Nacht im Haus Urin abgesetzt.

In der ersten AP Sitzung wurde eine umfassende Anamnese gemacht, wobei zuerst viel über Lucys Vorlieben, Abneigungen und Verhalten erfragt wurde. In einem zweiten Schritt der Hund gründlich untersucht wurde. Dazu gehört eine Erfassung des Haarkleides und der Nägel, der Gerüche, der Sinnesorgane, der Schleimhäute, der Zunge, des Pulses, der Shu und der Mu Punkte und vieles mehr. Anhand der so gewonnen zahlreichen Informationen wurde die Diagnose einer Kälte im unteren Erwärmer (San Jiao) gestellt und die Therapie mittels Einsatz von Akupunkturnadeln und Moxibustion (Erwärmen der Akupunkturpunkte mit Beifuss) ausgewählten Punkten angefangen. Zur Unterstützung wurden auch chinesische Kräuter verschrieben. Bereits nach der zweiten Sitzung war das Problem der Inkontinenz weg. Zur Sicherheit wurden noch zwei weitere AP Therapien durchgeführt.

Lucy ist seither stubenrein und erfreut sich bester Gesundheit.

Fanconi –Syndrom bei einem Shetland Sheepdog

Im Februar kam ein 6 jähriger Shetland Sheepdog (Sheltie) Rüde zu uns in die Praxis. Die Besitzer haben beobachtet, dass der Hund seit ca. 3 Monaten vermehrt trinkt und uriniert. Daraufhin wurden das Blut und der Urin untersucht, im Urin war die Glucose (Zucker) massiv erhöht, im Blut jedoch war die Glucose im normalen Bereich. Bei einem gesunden Hund befindet sich keine Glucose im Urin. Das spezifische Gewicht des Urins war erniedrigt, was uns zeigte, dass der Urin in der Niere nicht konzentriert werden konnte. Glucose ist osmotisch aktiv und zieht Wasser mit sich, was sich dadurch äußert, dass der Hund viel mehr urinieren und sekundär dazu auch mehr trinken muss.

Weiter Abklärungen: Das Fructosamin, welches man misst um den Glucosewert im Blut in den letzten 2 Wochen zu bestimmen, war auch im Normalbereich. Damit konnte also eine Erkrankung an Diabetes Mellitus ausgeschlossen werden. Abgesehen von einem erniedrigten Kaliumwert waren auch das Blutbild und das Labor der Organe unauffällig. Auch der Urin wurde genau untersucht und wies, abgesehen von dem erhöhten Glucosegehalt und dem erniedrigten spezifischen Gewicht, keine weiteren Auffälligkeiten auf.

Wir haben zur Sicherheit Urin von 3 aufeinander folgenden Tagen untersucht. Die Glucose im Urin war immer sehr hoch. Man spricht von einer Glucosurie. Um einen subklinischen Blasen- oder Niereninfekt auszuschließen haben wir bei dem Hund in Narkose steril Urin direkt aus der Blase entnommen, indem wir die Blase punktiert haben. Dieser Urin wurde ins Labor geschickt, um eine Bakterienkultur anzusetzen und den Urin auf Antikörper gegen Leptospiren zu untersuchen. Beide Untersuchungen kamen negativ zurück.

Damit konnten wir bei diesem Sheltie die Diagnose des Fanconi- Syndroms stellen. Es handelt sich hierbei um eine Glucosurie aufgrund von defekten Nierentubuli, die entweder angeboren (hereditär, v.a. Basenjis), idiopathisch (Ursache unbekannt, v.a. Labrador Retriever, Shetland Sheepdog, Zwergschnauzer) oder, bei kleinen Rassen, durch den vermehrten Konsum von getrockneten Pouletfleischsnacks aus China, erworben ist. Der Trocknungsprozess des Geflügelfleisches aus China für diese Snacks führt aus bisher unbekannten Gründen dazu, dass die oberen Nierentubuli zerstört werden. Dieser Prozess kann bei der erworbenen Form in unterschiedlichem Masse reversibel sein. Man sollte jedoch sofort auf die getrockneten Snacks mit Fleisch aus China verzichten. Beim Fanconi Syndrom werden in allen drei Fällen die oberen Nierentubuli durchlässig für Glucose und andere Elektrolyte. Dies kann zu Elektrolytimbalancen im Blut führen, welche zu Stoffwechselentgleisungen und anschließendem Tod führen können. Ob es sich bei unserem Patienten um ein idiopathisches oder erworbenes Fanconi Syndrom handelt, wird sich am Verlauf der Erkrankung zeigen. Bei der erworbenen Form ist es möglich, dass sich nach Absetzten der verursachenden Nahrungsmittel die Nierentubuli sich zum Teil wieder erholen. Bei der idiopathischen und angeborenen Form nicht.

Xylit/Birkenzuckervergiftung bei einem Hund

Birkenzucker / Xylit ist häufig in zuckerfreien Kaugummis und Zeltli/Bonbons enthalten. Es kann auch als Zuckerersatz zum Backen verwendet werden.

Ein Hund hatte in der Nacht eine Packung Xylit Zeltli gefressen. Das entspricht ungefähr 60 Gramm Xylit. Für einen Hund wird Xylit ab 1/10 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht gefährlich bis lebensbedrohlich. Unser Patient wog 17 kg, d.h. er hatte ein Mehrfaches der gefährlichen Dosis aufgenommen.

Der Hund wurde bei Bewusstsein, aber geschwächt in die Praxis gebracht.

Xylit bringt den Glukose Haushalt des Hundes durcheinander. Bei einer Vergiftung mit Xylit fällt der Glukose Spiegel nach einem anfänglichen Anstieg häufig massiv ab, da der Körper Insulin ausschüttet, um den Zucker in die Zellen zu bringen. Dadurch fallen die Hunde in einen derart unterzuckerten Zustand, dass mit Krampf Anfällen gerechnet werden muss. Ausserdem wirkt Xylit direkt giftig für die Leber. Auch die Blutgerinnung kann beeinflusst werden, da in der Leber Gerinnungsfaktoren hergestellt werden.

Wir haben die Blutwerte kontrolliert. Die Glukose war im normalen Bereich, die Leberwerte leicht erhöht. Der Hund bekam eine Infusionstherapie, um den Körper zu entgiften.

Die regelmässige Kontrolle des Blutzuckers zeigte einen normalen Glukose Spiegel. Allerdings begannen die Leberwerte leicht anzusteigen.

Der Hund hat im Laufe des Tages mehrfach erbrochen, aber erst am Nachmittag erbrach er die Papiere von den Zeltli. Diese waren aber sozusagen alle leer. Das Xylit war vermutlich schon in den Darm weiter transportiert worden.

Am Abend war der Hund recht munter und machte insgesamt einen besseren Eindruck als am Morgen. Er konnte auch wieder stehen und gehen, was am Morgen nicht mehr der Fall gewesen war.

Bis zum nächsten Morgen hat er dennoch wieder erbrochen, diesmal auch blutig. Die Blutwerte waren normal, bis auf die Leberwerte, welche weiter angestiegen waren.

Da die Punktionsstelle, an welcher wir am Morgen des zweiten Tages Blut entnommen hatten, nach zwei Stunden noch nachblutete, kam die Befürchtung auf, dass die Blutgerinnung tatsächlich nicht mehr funktionierte. Man sollte nun die Blutgerinnung mittels eines speziellen Labortests überprüfen. Ist die Gerinnung wirklich nicht mehr gewährleistet, besteht die Möglichkeit einer speziellen Transfusion (Plamsa), um die Blutgerinnung zu verbessern.

Da wir in unserer Praxis keine Möglichkeit haben, die Blutgerinnung zu überprüfen und mit der Untersuchung in einem auswärtigen Labor Zeit verloren hätten, haben wir den Hund in eine Tierklinik überwiesen. Dort wäre auch die Möglichkeit einer Transfusion gegeben gewesen.

Der Hund machte in der Klinik einen Herzstillstand. Obwohl er wieder stabilisiert werden konnte, wurde er euthanasiert, da er inzwischen sowohl blutig erbrochen hatte als auch blutigen Kotabsatz hatte. Ausserdem blutete er inzwischen sogar in die Lunge. Vermutlich hat er auf die Xylit Vergiftung mit einer Nekrose (Absterben der Zellen) der Leber reagiert.

Fazit: Xylit ist hochgiftig für Hunde. Hätte der Hund „nur“ mit einer Unterzuckerung reagiert, wäre er vielleicht zu retten gewesen. Da das Gift aber hauptsächlich seine Leber angegriffen hatte, waren unsere Bemühungen und diejenigen der Klinik leider nicht ausreichend.

Darmverschluss durch Blutklumpen

Der Fall: Ein Anruf am Sonntagabend. Eine Kuh frisst nicht, gibt keine Milch mehr und hat ein wenig Untertemperatur. Kurze Zeit später auf dem Betrieb wird die Kuh untersucht. Der Pansen läuft kaum, die Kuh ist „tuch“ (müde). Die Schleimhäute sind blass. Bei der weiteren Untersuchung fällt noch auf, dass die rechte Bauchseite umfangsvermehrt ist, und beim Hin- und Herschwingen des Bauches ist ein Plätschergeräusch hörbar. Bei der Untersuchung mit dem langen Handschuh sind nur dicke Blutklumpen im Enddarm, Kot finde ich nicht Die Prognose für die Kuh ist sehr schlecht und so entscheiden wir uns für eine Notschlachtung.

Nach der Schlachtung können wir die Därme genauer untersuchen. Ein Teil des Dünndarms (ca 30cm) ist stark geschwollen und hat eine dunkel-violette Farbe. Das Gewebe ist abgestorben. Schneidet man den Darm an dieser Stelle auf, so findet man im Inneren dicke Blutklumpen. Der ganze weitere Darm bis zum Enddarm ist ebenso mit den dicken Blutklumpen gefüllt, auch hier ist kein Kot mehr drin.

Die Krankheit: Es ist noch nicht eindeutig geklärt, wie diese Krankheit zustande kommt. Es handelt sich um einen Verschluss des Dünndarms durch Blutklumpen. Eine Infektion mit Toxin-bildenden Bakterien wird diskutiert, sowie eine Infektion mit Schimmelpilzen. Beides kann zum Absterben eines kleinen Stückes Darms führen und somit die Einblutungen in den Darm verursachen. Bisher ist auffällig, dass Brown Swiss- Kühe vermehrt betroffen sind und das eine Häufung der Fälle im Herbst und Winter auftritt. Die Symptome sind meistens Milchrückgang, Apathie ( die Kühe sind „tuch“), der Pansen schafft nicht mehr, die rechte Bauchseite ist vergrössert, Blässe der Schleimhäute durch Blutverlust und ein Plätschern beim Schwingen der rechten Bauchseite. Teilweise sieht man schwarzen, blutigen Kot, der aussieht wie Himbeergelee.

Die Therapie: Kann man frühzeitig eine Diagnose stellen, ist es teilweise möglich bei einer Bauchoperation die Blutkumpen aus dem Darm zu massieren. Oder es kann versucht werden den betroffenen Teil des Darmes rauszuschneiden. Dabei begleitend muss eine intensive Flüssigkeitstherapie angewandt werden. Es ist abzuschätzen, ob der Allgemeinzustand stabil genug ist um eine Operation zu überstehen. Sollten danach wieder Blutkoagula auftreten, ist die Prognose sehr fraglich zu stellen.

Kommt aus wirtschaftlichen Gründen keine Therapie in Frage, so ist die Kuh schnellstmöglich notzuschlachten.

 

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